Gassenhauer feurig serviertSamstag, 30. Dezember 2023
»Klassik meets Gipsy« gab die „Richtung“ des Jahresabschlusskonzerts im Kloster Lorch am Abend des letzten Freitags im Jahr 2023 vor. Zorana Memedovic (Violine), am Flügel begleitet von Heiner Costabél, hatten in ihrem musikalischen Gepäck viele bekannte Stücke von Arcangelo Corelli über Vivaldi und Brahms bis hin zu südamerikanischen Tänzen, die sie als feurig-musikalisches Jahresabschlusskonzert mit sehr eigener Note präsentierten.
Wer kennt Arcangelo Corellis »La Folia« nicht? Doch so wie am Freitag Abend hört man sie sicher nicht oft. Allzu oft wird das Stück „nur“ gespielt und sein Charakter, die Feinheiten, die in der Vielzahl der Variationen verborgen liegen, nicht entwickelt. Nicht so von Zorana Memedovic. Gleich bei der Introduktion der Melodie fiel der strahlende Kern ihres Violinen-Tons auf. Da war so gar nichts barock-historisierend verzärteltes. Die Melodie stand über der klar geführten Begleitung sehr eindeutig im Raum, getragen von sprechend geführter Dynamik, die vor allem die langen Liegetöne lebendig werden ließ. Violinistin und Pianist gelang es, »La Folia«, das mit seinen vielen Variationen leicht ermüden kann, von Variation zu Variation eigen und vielschichtig zu entwickeln und so die kompositorische Intention Corellis zu verwirklichen, die bunten Facetten einer eher schlichten Melodie wie mit dem Feuer des Brillantschliffes aus jedem Blickwinkel neu strahlen zu lassen.… "Gassenhauer feurig serviert" vollständig lesen Ein Abend/Eine Erzählung voll/aus strömender EnergieSonntag, 10. Dezember 2023
Drei der vier Jazz-Musiker, die am Freitag Abend das Publikum im großen Saal des Predigers in ihren Bann zogen, sind in Gmünd längst keine Unbekannten mehr. Auch in der internationalen Jazz-Szene sind sie mehr als nur „bekannte Namen“! Das Zweite gilt auch für den Frontmann des Quartetts, der in Gmünd sein Debüt hatte: Andreas Schaerer (vocals). Mit ihm kamen der Akkordeonist Luciano Biondini, Kalle Kalima an der Gitarre und Lucas Niggli am Schlagzeug. Ihr Programm: »A Novel Of Anomaly« – ein Titel, der eindeutig neugierig machte, obwohl die Besetzung mit Stimme, Akkordeon, Gitarre (nicht Bass!) und Percussion nicht wirklich jazz-unüblich ist.
„Klassisch“ das Intro der ersten Nummer: Biondini eröffnete mit »Aritmia«, einem seiner Stücke mit rhythmisch akzentuierten Tönen, Akkorden, in die kontrastierend, in das in versetztem Rhythmus die Gitarre einstieg. Mit dem Schlagzeug zusammen entwickelte sich ein prickelnder Groove. Noch blieb Andreas Schaerers Stimme still, es war unklar, wie er sich in das immer dichter werdende Sound-Geschehen seiner drei Mitstreiter einmischen würde. Doch ließ er nicht lange auf sich warten. Hatte mensch irgendwie klassischen Jazz-Gesang erwartet, war die Enttäuschung vielleicht kurz, doch nicht lang! Pointiert gesetzte Vocalisen, Klang- und Silbengebilde in teilweise akrobatischer, aber auch schmeichelnder Folge verbanden sich mit Rhythmus und Harmonie der drei Instrumente, wechselten in Führung und Begleitung ab. So entstand Ton um Ton und Harmonie um Harmonie ein dicht gewebtes Arrangement aus Instrumenten und Stimme, das in aller Verwebung immer Raum ließ für: Hervortreten, führen, zurücktreten, begleiten, Solo, Duett, Dialog, Terzett, alle vier in einer oder in divergierenden Richtung/en, dabei immer an einer gemeinsamen Entwicklung beteiligt. Töne, Folgen, Sequenzen und Instrumente umtanzten sich wie in einem guten Handlungsballett. Ton-Pirouetten, so kann man den Gesang Andreas Schaerers beschreiben. Er tanzte mit seiner beweglichen, registerreichen Stimme auf und mit den Tönen und das alles ohne Worte –meistens. Pointiert gesetzte Vocalisen, Klang- und Silbengebilde in teilweise akrobatischer, aber auch schmeichelnder Folge verbanden sich mit Rhythmus und Harmonie der drei Instrumente, wechselten in Führung und Begleitung ab. So entstand Ton um Ton und Harmonie um Harmonie ein dicht gewebtes Arrangement aus Instrumenten und Stimme, das in aller Verwebung immer Raum ließ für: Hervortreten, führen, zurücktreten, begleiten, Solo, Duett, Dialog, Terzett, alle vier in einer oder in divergierenden Richtung/en, dabei immer an einer gemeinsamen Entwicklung beteiligt. Töne, Folgen, Sequenzen und Instrumente umtanzten sich wie in einem guten Handlungsballett. Ton-Pirouetten, so kann man den Gesang Andreas Schaerers beschreiben. Er tanzte mit seiner beweglichen, registerreichen Stimme auf und mit den Tönen und das alles ohne Worte –meistens …. "Ein Abend/Eine Erzählung voll/aus strömender Energie" vollständig lesen Ein spanisch-südamerikanisches TonfeuerwerkSonntag, 17. September 2023
Wer kennt sie nicht, Bizets »Carmen-Suite« oder Mascagnis »Intermezzo« aus seiner »Cavalleria Rusticana« und Rodrigos »Concierto de Aranjuez« Mit diesen drei Meilensteinen spanisch-südamerikanischer Einflüsse auf die sogenannten U-Musik ist der Bogen des Sommer-Programms der »Jungen Philharmonie Ostwürttemberg« (wie immer unter der Leitung von Uwe Renz) grob gespannt. Doch dieses Mal überspannte Bogen des Sommer-Projekts unter dem Motto »Festival de Música« der jungen Musiker viel mehr: Acht Werke von acht Komponisten. Sieben davon aus dem spanisch-südamerikanischen Raum, der achte Komponist mit einem Gegenwartsthema und engem Bezug zum Orchester. Die Zahl acht taucht nochmals auf: Achtmal wurde das Konzert gegeben: Viermal auf der Konzertreise der JPOW, viermal in der Region und der furiose Abschluss am Samstag Abend in Gmünd im Peter-Parler-Saal mit einem Orchester, das frischer, spritziger und hinreißender nicht sein konnte!
Aktuell hört und liest man wieder von steigenden Corona-Zahlen, von einer neuen Virus-Variante und so konnte das Auftaktwerk des Abends »2020 – Covid Natus« von Jonathan Rhys Thomas nicht aktueller sein. Der 1969 in Cardiff geborene Bratschist und Komponist, der seit 1993 hier in der Region tätig ist, zeichnet in seinem Werk mit eindrucksvollen Tönen, Rhythmen und Klängen die drei Jahre der Pandemie nach. Covid kam wie aus dem Nichts und so entwickelte das JPOW ein tiefes, grollendes, hintergründiges Cluster, zeichnete mit gespenstischen Tönen das Aufkommen des Virus in den Saal, entwickelte die Fahrtaufnahme und die zunehmende Bedrohung, wie die Menschheit es 2020 erlebte. Thomas zeigt mit seinem Werk deutlich, wie gut er mit den Registern der Musikgeschichte aber auch denen eines so großen Klangapparats wie der »Jungen Philharmonie Ostwürttemberg« umgehen kann. Die jungen MusikerInnen mussten nahtlos von tiefem Gemurmel in höchste rhythmische Erregung fallen, um daraus eine erhoffte Idylle in bester romantischer Manier in den Raum zu zaubern. Das JPOW spielte Filmmusik im besten Sinne des Wortes:… "Ein spanisch-südamerikanisches Tonfeuerwerk " vollständig lesen
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