Improvisation – die höchste Kunst des OrgelspielsMontag, 31. Juli 2023
18 Mal wurde der »Internationale Wettbewerb für Orgelimprovisation« im Rahmen des Festivals Europäische Kirchenmusik schon ausgelobt. Er ist in Deutschland der einzige Wettbewerb seiner Art, der regelmäßig ausgetragen wird. Bereits zum fünften Mal trägt der erste Preis den Namen des Kirchenmusikdirektors, der die Keimzelle des heutigen Festivals maßgeblich mit initiiert hat: Hubert Beck. Sein Sohn, Stephan Beck, der heutige Münster-Organist, brachte es in seiner kurzen Ansprache nach dem Spiel der drei Finalisten sinngemäß auf den Punkt, indem er sagte, dass die Improvisation der eigentliche Kern und die Krone des Orgelspiels ist.
13 Orgelspieler aus vieler Herren Länder waren den kompletten Freitag lang angetreten, um sich in St. Franziskus der Jury aus Baptiste-Florian Marle-Ouvard, (Titularorganist an St. Eustache, Paris), Sietze de Vries (Organist an der Martinikerk Groningen; seiner Improvisationskunst konnte das EKM-Publikum bereits am Freitag im Münster lauschen) und Stephan Beck (Münsterorganist) mit Improvisationen über ein österliches Thema zu stellen. Drei Organisten kamen ins Finale und durften sich erneut der gleichen Jury stellen, dieses Mal mit zwei Aufgaben: Die erste ein musikalisches Triptychon über Offenbarung 12, Verse 1 bis 6, gegliedert in die drei Protagonisten dieser Verse: die schwangere Frau, der Drache und das Kind. Die zweite eine Passacaglia über ein vorgegebenes Thema, wobei beide Aufgaben auch kombiniert werden konnten. Das Ganze läuft höchst anonym ab, will heißen, niemand weiß, wer an welcher Stelle spielt und so bleibt es zunächst auch hier im Text. Die Spielzeit pro Finalist beträgt 20 Minuten: Wie gingen sie ihre Aufgabe an?… "Improvisation – die höchste Kunst des Orgelspiels" vollständig lesen Barock: Wie ein prachtvolles Brillant-Collier!Sonntag, 30. Juli 2023
Zwei Komponisten und drei Protagonisten zauberten am Samstag Abend »Die wunderbare Welt des Barock« in die Augustinuskirche. Das »Freiburger BarockConsort« und die beiden Countertenöre Valer Sabadus und Terry Wey hatten Vivaldi und Pergolesi im Gepäck, um Gmünds mit überbordenden Deckengemälden geschmückte evangelische Stadtkirche mit ebenso überbordenden Klängen in ein irdisches Paradies zu verwandeln.
Den Auftakt des Programms machte das »Freiburger BarockConsort« mit Antonio Vivaldis (1678 bis 1741) »Concerto madrigalesco d-Moll« (RV 129). Fein gesetzte, weiche und leicht gezogene Töne legten im Adagio ein treffliches Fundament für das atacca anschließende Allegro. Der Melodie-Fluss und das Fugato entwickelten sich organisch aus dem weichen Auftaktklang, die markant, aber nicht aufdringlich geführte Basslinie stand in ausgewogenem Kontrast zur Melodie-Führung von Geigen und Bratsche, deren warmer, sonorer Klang diesem Satz eine feine Nuance gaben. Direkt aus dem Allegro zog sich der weich schwebende Fluss fast heimlich durch die Kirchenbänke und zeigte, wie gut die sechs Musikanten des »Freiburger BarockConsort« aufeinander abgestimmt und wie tief sie in ihrer Musik verwurzelt sind. So konnten sie mit dem vierten Satz das ganze Stück zu einem Kleinod venezianischer Barockmusik erblühen lassen. Bevor beide Countertenöre und das Ensemble nach der Pause Pergolesis »Stabat Mater« zusammen zelebrierten, standen zwei Vivaldi-Motetten für Solostimme, Streicher und Basso Continuo auf dem Programm. … "Barock: Wie ein prachtvolles Brillant-Collier!" vollständig lesen Variatio delectat?!Samstag, 29. Juli 2023
Sietze de Vries eilt vor allem als Improvisateur auf der Orgel und Connaisseur vieler Orgelmusik-Epochen ein fast schon legendärer Ruf voraus. Da ist es immer eine Gratwanderung, einem solchen Ruf einerseits gerecht (zu) werden / (zu müssen) und andererseits ein Konzert, ein Programm nicht zu weit zu fassen, um eben gerade einem solchen Ruf auf der einen Seite gerecht zu werden und doch nicht „zu viel“ zu geben. So beschränkte Sietze de Vries sein Konzert auf der Klais-Orgel im Münster am Freitag Abend auf Barock und Romantik und stellte so zwei Epochen gegeneinander die viel gemeinsam haben, sich aber auch in Vielem maßgeblich unterscheiden und umrahmte ein Orgelwerk des Dänen Niels W. Gade (1822 bis 1890) mit zwei Improvisationen.
Programmatisch begann Sietze de Vries mit dem älteren Barock. Die Satzwahl seiner Improvisation im barocken Stil über »Wer nur den lieben Gott lässt walten« könnte einem Lehrbuch über Barock-Komposition entstammen: Präludium, Partita und Fuge. Schon im Präludium zeigte Sietze de Vries, wie intensiv er sich mit der Münsterorgel und ihrer groß angelegten, vielschichtigen Disposition beschäftigt hat. So kam sein Präludium zwar in hellem, vollem aber doch schmeichelndem Klangbild daher, flossen die Manuale tänzerisch über einer klar dahin schreitenden Basslinie und einem kleine Fugato in der Mitte selbstbewusst in den Raum und setzten so ein klares Statement. Die Partita begann mit weichem, sich klanglich vom Präludium deutlich absetzendem Choralspiel, das das Thema der folgenden Improvisations-Variationen manifest, wie es eben auch zum Choraltext passt, in den Raum stellte. Wie tief Sietze de Vries mit der Kompositions-, Melodie- und Harmonie-Sprache des Barock vertraut ist, sollte sich in der folgenden Reihe an Choral-Variationen zeigen. … "Variatio delectat?!" vollständig lesen
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